Nette Sachen postest du immer, sagt ein Geschäftspartner freundlich als wir zusammen zu Mittag essen. Ich denke kurz nach, erinnere mich jedoch nicht, mit ihm auf Facebook “befreundet” zu sein. Bist du auch nicht, lacht er. Aber ich sehe deine Postings trotzdem.

Rasch überschlage ich im Kopf, was ich in letzter Zeit auf Facebook gestellt habe. Fotos von der Blumenpracht auf meiner Terrasse, von Ausflügen mit der Familie, witzige Sprüche von irgendwoher, politische Artikel, die ich lesenswert gefunden habe, Begeisterung über Rapid Wien und die Nationalmannschaften, Männer wie Frauen. War etwas Heikles dabei? Ich hoffe, nicht.

Facebook & Co sind Auskunftsquellen für Geschäftspartner:innen und Personalverantwortliche

Die sozialen Medien sind meine hauptsächliche Informationsquelle, sagt die Personalfachfrau, die für Unternehmen neue Mitarbeiter:innen rekrutiert. Facebook ist immer aufschlussreich, aber auch die Bilder auf Instagram sprechen Bände über die Bewerber:innen, meint sie. Sie sehe sich auch die Auftritte der Unternehmen, für die sie vermittelt, in den sozialen Medien an und rate allen, die sich um einen Job in einem bestimmten Unternehmen bewerben, dies ebenfalls zu tun.

Ich spioniere gerne auf Facebook, sagt auch der Geschäftsfreund. Kaum wo sonst kannst du dir ein besseres Bild über die Leute machen, mit denen du geschäftlich zu tun hast. Du lernst ihre Interessen und Vorlieben kennen und erfährst, worüber sie gerne sprechen, und welche Themen eher kontrovers und daher zu meiden sind. Solcherart Wissen komme ihm sehr zugute, wenn er mit Geschäftspartner:innen ausgehen muss, meint er.

Auch ich habe schon Facebook-Auftritte von Geschäftspartner:innen durchgesehen um zu erfahren, was sie jenseits ihrer geschäftlichen Position so alles interessiert. Da gibt es den Hobbykoch, der auch ein Kunstliebhaber ist, die Politikerin, die mit Begeisterung Rosen züchtet, den Steuerberater, der seine Fußballmannschaft zu jedem Auswärtsspiel begleitet, oder die Leute, denen ihr Urlaubsort längst zur zweiten Heimat geworden ist. Und so weiter. Weiß man solche Sachen, ist man zumindest für den nächsten Smalltalk gerüstet.

Ein Bewerber, der für eine Abteilungsleiterstelle in unserem Unternehmen in die engere Auswahl genommen wurde, sprach mich beim Vorstellungsgespräch auf mein Interesse für Afrika an. Als ich ihn überrascht fragte, wie er denn darauf käme, sah er sich ein bisschen ratlos um, bis sein Blick an einem Bild an der Wand hängen blieb. Das sei doch afrikanisch, meinte er. Ich wunderte mich ein bisschen, gab mich aber damals mit dieser Erklärung zufrieden – zumal es ja eine harmlose Sache war. Nach dem Gespräch mit dem Freund, der seine Geschäftspartner auf Facebook „ausspioniert“ wurde mir rasch klar, woher der Bewerber sein “Insider-Wissen” hatte: auch er hatte meinen Facebook-Account durchstöbert und war dort auf meinen Posting-Verkehr mit den Naturfreunden im Senegal gestoßen.

Wie „harmlos“ sind die Postings?

Dass man sich als Mitarbeiter:in auf Facebook besser nicht abfällig über die Firma oder die Vorgesetzten äußert, hat sich mittlerweile wohl herumgesprochen. Auch aktuelle Fotos aus dem Strandbad postet man, wenn man im Krankenstand ist, besser nicht. Kürzlich hat eine junge Frau aus der Branche, deren Karriereambitionen sonst durchaus ernsthaft sind, ein Foto gepostet, auf dem sie ihren wohlgeformten Po in einer engen Jeans in die Kamera reckt. Eine andere, die ich als Mitarbeiterin außerordentlich schätze, präsentiert sich freizügig wie ein Pin-up Girl und enthüllt dabei viel tätowierte Haut. Beiden würde ich, wäre ich ihr Coach, dringend von solchen Fotos abraten, da sie, gelinde gesagt, einem seriösen Image nicht besonders zuträglich sind.

Ich persönlich habe immer nur harmlose Dinge gepostet, denke ich. Dennoch könnten sich, so fällt mir beim Durchblättern meiner Einträge auf, ein/e potentielle/r Arbeitgeber:in oder ein Geschäftspartner ein ziemlich umfassendes Bild von meiner politischen Gesinnung und meinen sonstigen Vorlieben machen, ohne ein gefinkelter Detektiv oder eine Psychologin zu sein. Man kann auch sehen, mit wem ich „befreundet“ bin, was ich mit „Likes“ versehen, welchen Netzwerken ich angehöre, und ob ich fünfzehn „Freunde“ habe oder achthundert. Ob mir das eigentlich so recht ist?

Was sollte man im Umgang mit sozialen Medien beachten?

Wie wir wohl alle schon wissen, sind „soziale“ Medien mitnichten „sozial“ im Sinne von wohlmeinend oder gar per se förderlich fürs private und berufliche Fortkommen. „Soziale“ Medien öffnen Tür und Tor für abwertende Kommentare und missbräuchliche Verwendung aller Art, und sie vergessen nichts. Hat man einmal etwas Dummes oder Peinliches ins Internet gestellt, ist es nahezu unmöglich, es zu löschen.

Soziale Medien zur Imagepflege nutzen

Wenn man „soziale“ Medien zur Schaffung und Pflege des eigenen Images benutzt, dann soll man sich darüber im Klaren sein, welches Image man vermitteln möchte. Dann sollte man nur Texte und Bilder posten, die mit dem gewünschten Image übereinstimmen. Strebt man in die Führungsetage einer Bank oder eines Ministeriums, dann sind freizügige Bikini-Fotos wohl nicht die beste Empfehlung.

Betrachten mit den Augen der anderen

Hilfreich beim Posten ist, die eigenen Einträge immer mit den Augen jener zu betrachten, die sie anschauen werden, und sich zu fragen, ob man damit wirklich das Bild übermittelt, das man in der Öffentlichkeit von sich zeichnen möchte.