Heute kommt eine Liste von Büchern, die ich in der letzten Zeit gelesen habe, und die ich gerne empfehle. Bitte bestellen Sie, wenn möglich, nicht über Amazon, sondern über Ihre lokale Buchhandlung. Oder wenn es per Post sein soll, gibt es Alternativen zum amerikanischen Milliarden-Riesen. So rühmt sich beispielsweise die Klagenfurter Buchhandlung Heyn, das „österreichische Amazon“ zu sein, und zwar zu Recht. Ich bestelle dort seit Jahren und habe in punkto rasche Lieferung und Service die allerbesten Erfahrungen gemacht (und das ist jetzt keine Werbeeinschaltung; die Buchhandlung Heyn weiß nichts von meiner Empfehlung!)

Es gibt in der folgenden Liste Unterhaltungsliteratur, Bücher mit politischen Themen und Bücher, die unterhaltend UND politisch sind. Ich reihe sie nach dem Zeitpunkt meiner Lektüre:

„Das Ende des Kapitalismus“ von Ulrike Hermann

Es ist erstaunlich, dass ein Buch mit einem solchen Titel auf die Spiegel-Bestsellerliste kommt, denn erstens klingt er nach schwieriger Lektüre, und zweitens ist das Ende unseres Wirtschaftssystems – insbesondere angesichts der bekannten Alternativen – nichts, was die meisten von uns sich wünschen. Gleichzeitig treten wir alle für den Klimaschutz ein, doch kaum jemand, inklusive vieler „Expert:innen“, weiß, wie man dem globalen Klima-Desaster tatsächlich wirksam begegnen kann.

Ulrike Hermann legt zunächst dar, dass der Kapitalismus auf Wachstum basiert. Dass stetiges Wachstum bei begrenzten Ressourcen notwendigerweise Klimaschäden hervorruft, ist nicht nur von selbst einleuchtend, sondern wird von Frau Hermann ausführlich dargelegt. Ebenso argumentiert Frau Hermann überzeugend, dass „grünes Wachstum“ eine Illusion ist.

Darüber hinaus macht sie sich – im Gegensatz zu vielen Klimaaktivist:innen – nicht nur über das Ziel, nämlich eine klimaneutrale Wirtschaft Gedanken, sondern auch über den Weg, der dahin führen könnte. Ein abruptes Einstellen der Auto-, Flugzeug- und anderer klimaschädlicher Industrien würde eine schwere Wirtschaftskrise mit unabsehbaren sozialen Verwerfungen zur Folge haben. Selten wird jedoch, von Klimaaktivist:innen und Ökonom:innen gleichermaßen, der Weg zu einer klimafreundlichen Wirtschaft thematisiert. Und noch seltener hört man, dass die globale Wirtschaft zumindest vorübergehend stagnieren oder gar schrumpfen muss, um den Klimazielen gerecht zu werden. 

Frau Hermann thematisiert all diese Problematiken, unterlegt sie mit historischen Fakten und aktuellem Zahlenmaterial, und schlägt vor, sich bei dem Umstieg auf ein klimafreundliches Wirtschaften am Modell der britischen Kriegswirtschaft im 1939-1945 zu orientieren. Dies ist aus mehrerlei Gründen ein sehr interessanter Ansatz.

Das Buch liest sich trotz der schwierigen Thematiken leicht und ist allen zu empfehlen, die sich ernsthaft für die Zusammenhängen von Wirtschaft und Klimaschutz interessieren.

„Glück im Unglück“ von Constantin Schreiber

Der deutsche TV-Moderator Constantin Schreiber und Spiegel-Bestseller-Autor geht der Frage nach, wie es sich angesichts des täglichen Überschwalls schlechter Nachrichten in den Medien dennoch glücklich leben lässt. Er bietet – ausgehend von seiner persönlichen Lebenssituation – durchaus interessante Ansätze, vor allem für jene, die sich die Frage, wie man in negativ gepolten Zeiten fürs persönliche psychische und geistige Wohlergehen sorgt, noch nie gestellt haben.

Ich selbst habe aus diesem Buch, das immerhin im Kultursender Ö1 besprochen wurde, nicht viel Neues erfahren, doch das liegt sicher daran, dass ich mich schon seit Jahren intensiv der Glückssuche widme…

„Die vierte Gewalt“ von Richard David Precht und Harald Welzer

Ein anderer Spiegel-Bestseller-Autor ist der allseits bekannte Richard David Precht, der ja zu vielen Themen viel Interessantes zu sagen hat.

In diesem Buch, das er gemeinsam mit dem Gelehrten Harald Welzer verfasst hat, geben die Autoren spannende und erhellende Einblicke in die inneren Funktionsmechanismen des Medienwesens, die in Richtung „Einheitsmeinung“ weisen, und stellen die Frage nach den Auswirkungen dessen auf unser demokratisches System. Angesichts des weitreichenden Vertrauensverlusts der Bevölkerung in die Medien scheint definitiv Gefahr im Verzug!

Die Autoren fordern eine konstruktive Diskussions- und Streitkultur und die Suche nach Lösungen statt nach vereinheitlichten und reißerischen Schlagzeilen.

Zwei Bücher, die sich mit Menschen im Krieg beschäftigen:

„Gitti“ von Erika Pluhar

In diesem Buch wird ein berührendes Porträt der älteren Schwester der Autorin gezeichnet. Gitti, Jahrgang 1933, erlebt Kindheit und frühe Jugend in den traumatisierenden Kriegs- und Nachkriegsjahren. Die Beschreibung des Kriegsalltags und des Überlebenskampfes von Gitti und ihrer Familie wirft ein bedrückendes Schlaglicht auf die unendlich mühevollen und grausamen Begleiterscheinungen eines jeden Krieges, von denen immer ein großer Teil der Zivilbevölkerung betroffen ist. Üblicherweise hört man in kriegsgeschichtlichen Berichten davon nicht allzu viel, und daher ist es auch ein Verdienst dieses Buches, die „gewöhnlichen“, nur schwer erträglichen Alltagsumstände der Menschen in Kriegszeiten aufzuzeigen. Der Text, den ich in einem Zug ausgelesen habe, ist somit auch ein wertvolles Zeitzeugnis.

„Die Nacht, als ich sie sah“ von Drago Jančar

Ein literarisch brillant verfasster Roman, der, ausgehend von einer wahren Begebenheit aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, beschreibt, wie unterschiedliche Menschen auf unterschiedliche Weise in Kriegsereignisse verstrickt werden. Geradezu gespenstisch mutet die „Logik“ an, aus der die einzelnen Protagonist:innen in ausweglose Situationen geraten, scheinbar alternativlos handeln, und zu spät bemerken, dass sie zu Bestien werden.

Keine leichte Sommerlektüre, aber in Tagen wie diesen, da der Krieg wieder vor unserer Haustür steht, sehr zu empfehlen.

Vom Kleinkrieg und vom Kleinkriegen im ganz normalen Alltag handeln die folgenden Bücher:

„Wovon wir leben“ von Birgit Birnbacher

Der 2023 erschienene Roman der Bachmann-Preisträgerin aus 2019 ist für mich vor allem eine Milieustudie. Die Protagonistin, eine Krankenschwester, die in der Landeshauptstadt tätig war und ihren Job verloren hat, kehrt ins Heimatdorf zurück und findet (fast) alles so vor, wie sie es einst verlassen hat. Selbst aus einem patriarchalischen Milieu stammend, fand ich die Beschreibungen der Zustände sehr treffend und daher streckenweise ziemlich bedrückend. Doch trotz der Tristesse, die im ganzen Text mitschwingt, hätte ich mir gewünscht, dass der Roman nicht so rasch aufhört, sondern noch ein paar Kapitel lang weitergeht.

“Löwenherz” von Monika Helfer

Es geht um den Bruder, der nie richtig im Leben angekommen schien, der für seine Umgebung kaum “fassbar” war, und der im Alter von 30 Jahren Selbstmord begangen hat. Die Autorin schildert ihn mit Liebe, und quasi nebenher kommen die Lebensumstände ihrer Herkungsfamilie mit Verlusten und Nicht-Dazugehören zum Vorschein, die kaum trauriger hätten sein können. Ich fand dieses literarisch hervorragende Buch während des Lesens sehr berührend. Am Ende hat es mich etwas ratlos zurückgelassen, doch das ging in dieser Geschichte wohl nicht nur mir so.

Sehr empfehlenswert!

„Die Dauer der Liebe“ von Sabine Gruber

Der Gefährte vieler Jahre verstirbt plötzlich, und man kommt drauf, dass Formalitäten wie eine offizielle Eheschließung auch noch in unserer libertären Zeit für vieles, etwa fürs Erben, entscheidend bleiben. Für die Verwandtschaft spielt das formale Papier bzw. sein Nichtvorhandensein eine weitaus größere Rolle als Gefühle, Respekt und Anstand, und so hat die Hinterbliebene sich nicht nur ihrer eigenen Trauer zu stellen, sondern steht auch noch einer gierigen Meute gegenüber, die ihr gnadenlos alles nimmt, was nur irgendwie geht.

Italien kommt in dieser Geschichte ausgiebig vor, und viel Architektur. Und damit es bis zum Ende spannend bleibt, steht noch ein Geheimnis im Raum.

Auch so ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann.

„Small Things Like These von Claire Keegan“ (auf Deutsch: “Kleine Dinge wie diese”)

Eine Geschichte aus Irland, die eindrücklich und literarisch brillant aufzeigt, wie brutal sich das Leben insbesondere für Frauen noch vor wenigen Jahrzehnte dargestellt hat. Empfehlenswert nicht nur für jene, die den „guten alten Zeiten“ (die es laut meiner Großmutter, geb. 1897, nie gegeben hat…) nachtrauern. Die Geschichte ist auch ein Plädoyer fürs Nicht-Wegschauen und fürs couragierte Eingreifen.

„Ich lebe gerne, denn sonst wäre ich tot“ von Willi Resetarits.

Was für ein trauriger Titel angesichts des Dahinscheidens des lieben Willi vor mehr als einem Jahr.

Umso berührender das Buch, in dem er von seiner proletarischen Kindheit im kroatischen Burgenland, in Wien-Favoriten und in Wien-Floridsdorf erzählt. Dieses Buch ist – wie könnte es bei Willi anders sein – sehr witzig. Überdies ist es ein spannendes Zeitdokument und eine Nostalgiequelle nicht zuletzt für alle, die ihre Jugend in den 1950er und 1960er Jahren in ähnlichen Verhältnissen verbracht haben.

„Das Café ohne Namen“ von Robert Seethaler

Ein Café am Karmelitermarkt in der Leopoldstadt Mitte der 1960er Jahre im nach dem Krieg wieder auferstehenden Wien. „Kleine“ Menschen und ihre süßen und sauren Geschichten – zärtlich und einfühlsam erzählt.

Ein Buch, von dem man sich nicht lösen kann, bis man es in einem Zug fertiggelesen hat.

“The Thursday Murder Club” und seine Fortsetzungen von Richard Osman

Allen, die gerne in Englisch lesen, seien die Abenteuer des Thursday Murder Club ans Herz gelegt, von denen es mittlerweile bereits drei Bände gibt. Vier Bewohner:innen eines Pensionisten-Resorts – ehemals Krankenschwester, Psychiater, Gewerkschaftsboss und Agentin des britischen Geheimdienstes – lösen auf unkonventionelle Art ungeklärte Kriminalfälle. Die Figuren sind zum Liebhaben, und der Text ist so geschrieben, dass man aus dem Schmunzeln nicht herauskommt. (Es gibt von allen drei Büchern deutsche Übersetzungen, die hoffentlich zumindest einen Teil des Wortwitzes des Originals mitnehmen.)

„Links kickt besser“ von Klaus-Dieter Stork und Jonas Wollenhaupt.

Ein kluges und unterhaltsam geschriebenes Buch, das sich, wie der Untertitel schon besagt, mit dem Mythos des „unpolitischen“ Fußballs beschäftigt und diesen gründlich in Frage stellt.

Für Fußballfans eine Pflichtlektüre!

„Kochen wie früher in Kärnten“ von Gudrun Steinkellner

Und hier ist ein Kochbuch aus der Kärntner Heimat, verfasst von Gudrun Steinkellner, einer lieben Freundin, die sich nach einer langen Karriere als Volksbildnerin sowie Verlagsmitarbeiterin in Wien in das Bergdorf ihrer Heimat im Lavanttal zurückgezogen und dort einen Verlag gegründet hat, in dem sie Kochbücher mit lokalen Rezepten herausgibt. Die sehr professionell und sehr liebevoll gestalteten Bücher mit den wertschätzenden Texten für die Lieferant:innen der Rezepte sind nicht nur in Kärnten ein Renner. Sie erreichten bisher eine Auflage von mehreren Tausend Stück. Zu Recht, wie ich finde! Zu bestellen ist dieses Buch über www.wito-verlag.at.