28.09.2022

Zwischenbemerkung 1: Es “menschelt”

Der Leserschaft mag bereits aufgefallen sein, dass es in meinen Blog-Einträgen sehr viel “menschelt”.

In der Tat dreht sich alles um das Verhalten von Menschen in Unternehmen und Institutionen, also in institutionellen Gefügen, die von Menschen geschaffen wurden um effizient zu wirtschaften. In diesen Strukturen ist jeder Mensch einerseits ein Individuum, und andererseits Teil eines Kollektivs. Die Spannungen, die dies mit sich bringt, sind eine permanente Herausforderung nicht nur für Führungskräfte.

In früheren Generationen - so auch in meiner - standen das Arbeiten, das Geldverdienen, die Karriere - im Vordergrund vieler Lebensentwürfe. Wir haben, um vorwärts zu kommen, 12-Stunden-Arbeitstage in Kauf genommen, haben uns der Karriere willen mit toxischen Vorgesetzten abgefunden, und waren stolz darauf, ständig “im Stress” zu sein. Manche von uns blicken auf eine erfolgreiche und erfüllende Berufskarriere zurück. Etliche haben aber auch einen hohen Preis bezahlt, in Form von Enttäuschungen und Verlusten bis hin zur Frage: War es das wert?

Heute wollen es viele junge Menschen anders machen.

Ich kenne junge Leute, die lange Anfahrtswege in Kauf nehmen oder auf ein höheres Gehalt woanders verzichten, nur weil dort, wo sie sind, das Betriebsklima gut ist. Andere wollen nicht mehr in “Vollzeit” arbeiten und streben eine Work-Life-Balance an, bei der das Leben in Form von Familie, Freizeit und Hobbys nicht nur kurz kommt. Anderen wiederum geht die Freude an ihrer Tätigkeit über alles und rangiert in der Prioritätenliste weit vor dem Einkommen. Viele junge Leute wollen nicht nur Geld verdienen, sondern vor allem Sinn in ihrer Tätigkeit finden.

Viele der jungen Menschen - und insbesondere die gut qualifizierten unter ihnen - sind, zum Glück!, nicht mehr in autoritären Elternhäusern aufgewachsen und haben Schulen besucht, in denen es nicht nur um Leistung, sondern auch um persönliche Entwicklung ging. Sie sind daher nicht mehr bereit, sich autoritäten Arbeitsverhältnissen und respektlos agierenden Führungskräften zu unterwerfen. Rückenwind bekommen Mitarbeiter:innen in jüngster Zeit durch den sich immer stärker bemerkbar machenden Arbeitskräftemangel, der es ihnen zunehmend möglich machen wird, sich quasi ihre Vorgesetzten auszusuchen.

Die Arbeitswelt ist definitiv eine andere geworden.

Um den neuen Herausforderungen der Geschäftswelt gerecht zu werden, braucht die Zukunft also neue Führungskräfte. Wahrscheinlich werden hinkünftig überhaupt nur noch souveräne, menschlich gereifte Führungskräfte nachhaltig! erfolgreich sein, denn nur ihnen wird es gelingen, gute Mitarbeiter:innen in ihre Unternehmen zu holen und dort zu halten. Mitarbeiter:innen werden nur noch Vorgesetzte akzeptieren, die sie nicht nur als Produktionsfaktor , sondern als Menschen betrachten, und die entsprechend sensibel und respektvoll mit ihnen umgehen und dem Menschlichen einen hohen Stellenwert einräumen. 

Für diese neuen Führungskräfte ist dieser Blog geschrieben.

Die Mentorin - 16:23:20 @ Zwischenbemerkungen | 1 Kommentar


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